Folgender Gästebucheintrag hat mich veranlasst, eine ausführliche Antwort zu formulieren, da ganz offensichtlich perfide Verallgemeinerungen in der Welt sogenannter rigoroser Tierschützer dazu führen, dass auch verantwortungsvolle Hundezucht mit "Tierproduktion" gleichgesetzt wird.


Eintrag von Peter (dobifreund@hispeed.ch) am 04.10.05, 23:17 Uhr

Was hat Hundezüchten mit Tierschutz zu tun! ABSOLUT NICHTS!

Was passiert den mit den Welpen die nicht "perfekt" sind, sie werden eliminiert, weil man sie nicht verticken kann

Peter


Der Author konstatiert, dass Hundezucht in ihrer Gesamtheit "absolut nichts" mit Tierschutz zu tun hat. Ich möchte mal etwas differenzierter auf dieses Pauschalurteil eingehen.

1. Es ist sicher richtig, dass es nach wie vor Hundezüchter gibt, die ihre Welpen als simple "Produkte" ansehen und genauso mit ihnen umgehen. Diese Art der Hundezucht wird von mir aufs schärfste verurteilt. Wenn sich obiger Author die Mühe macht, sich in unserer Eurasierwelt ein wenig um zu sehen, dann wird er erkennen müssen, dass es KEINEN kommerziellen Eurasierzüchter in den 3 VdH Vereinen gibt. Sollte ein Gegenbeispiel in einem der 3 Vereine bekannt werden, dann ist jeder Verein aufgrund seiner Satzung sofort zum Eingreifen angehalten.
Die Eurasierzucht, so wie ich sie kennen und schätzen gelernt habe, zeichnet sich vor allem dadurch aus, das JEDER Welpe mit äußerster Liebe und Verantwortung gehegt und gepflegt wird. Diese Fürsorge hört bei keinem Züchter mit der Abgabe an den neuen Besitzer auf. Das beweisen die vielen Aktivitäten, die innerhalb der Vereine gepflegt werden, um die Eurasierbesitzer in die Gemeinde der Eurasierliebhaber zu integrieren.  Der Kontakt der Züchter zu ihren Welpen reist im Idealfall praktisch nie ab. Dass obiges Pauschalurteil auf die Population der VdH Eurasier einfach nicht zutrifft, wird ausserdem dadurch erhärtet, dass es KEINEN Eurasier aus einem VdH Verein gibt, der sein Leben in einem Tierheim fristen muss. Dafür haben die Vereine sogar Initiativen für Eurasier in Not gegründet.

2. Der Author unterstellt verallgemeinernd, dass nicht "perfekte" Welpen "eliminiert" werden. Ich kann für alle Hundezüchter, die mir persönlich bekannt sind (nicht nur Eurasierzüchter) klar sagen, dass dies definitv nicht wahr ist. Mir selbst ist ein Fall bekannt, wo sogar ein Welpe mit verkümmerten Hinterbein am Leben gelassen wurde. Dieser Hund ist heute 13 Jahre alt, ein fröhlicher, ausgelassenener und absolut lieber Hund, der sein Handicap gar nicht als "Behinderung" auffasst. Die mir bekannten Züchter würden NIE einen Welpen eliminieren, nur weil er nicht "perfekt" ist. Für die Eurasierrasse kommt hinzu, das die Vielfalt der Eurasier, vor allem was die Farbe als auffälligstes Merkmal betrifft, so groß ist, das man im Welpenalter eher gar nicht entscheiden kann, was denn überhaupt  ein"perfekter" Eurasier ist.

Wie kommen undifferenziert verallgemeinernde Aussagen, wie die des Gästebuchauthors zustande?

Es ist sicher richtig, dass Hundezucht noch von vielen Züchtern als lukratives Geschäft angesehen wird. Wo ein Geschäftsinteresse vorliegt, wird der Respekt vor der Kreatur schnell vergessen, die Kreatur wird zur Ware. Die Umstände, die diese Entwicklung zweifellos gefördert haben, sind enorm vielschichtig, diese alle hier ausführlich abzuhandeln ist wohl nicht möglich. Nur soviel sei gesagt: Vereine, Verbände und auch der Gesetzgeber (und damit die Gesellschaft als Ganzes) haben hier erheblich versagt.
Ich bin der Meinung, dass in der Hundezucht das beste Mittel, um nicht auch zu versagen, in der Transparenz und Aufklärung liegen muss. Aufklärung für Züchter und noch viel wichtiger: für Welpeninteressenten
Aufgeklärte Welpeninteressenten sind in der Lage, unaufrichtige Züchter zu entlarven. Aufgeklärte Züchter sind in der Lage unaufrichtige oder falsch informierte Welpeninteressenten zu entlarven. Verantwortungsvolle Vereine und Verbände haben diese Aufklärung zu steuern. Dies ist in meinen Augen der einzige Weg, Rassehundezucht zu einer Disziplin des aktiven Tierschutzes zu machen.
Das Interesse an Rassehunden wird NIE versiegen, vor allem nicht durch pauschalierende Phrasen von z.T ebenfalls nicht aufgeklärten und uninformierten Tierschützern. Es ist auf der anderen Seite wichtig, dass Tierschützer nicht aufhören immer und immer wieder auf die Methoden von "Tierproduzenten" hinzuweisen. Ein Miteinander von Tierschützern und verantwortungsvollen Rassehundzüchtern ist in meinen Augen unerlässlich. Verantwortungsvolle Hundezucht, wie ich versucht habe, sie hier darzustellen, ist in meinen Augen praktizierter Tierschutz in Vollendung. Die Eurasierzucht in Rahmen des VdH ist hier sicher, im Vergleich zu anderen Rassehundezuchtvereinen, schon jetzt vorbildlich. Trotzdem, gut zu sein, heisst nicht, aufzuhören besser zu werden. In diesem Sinne werde ich und auch viele andere Eurasierbegeisterte weiter daran arbeiten, dass Eurasierzucht auch weiterhin als aktiver Tierschutz gilt.



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